Serpentinsteinsage
Vor
vielen hundert Jahren hütete ein Junge namens Matz Brinnel auf dem heutigen
Grundstück Schlossbergstraße Nr. 8 die Ziegen. Während die Ziegen ruhig
fraßen, spielte er mit herumliegenden Steinen. Schließlich fing er an, mit
dem Messer zu kratzen und zu schaben, und siehe da, ein Stein ließ sich mit
einiger Mühe bearbeiten. Mit der Zeit gelang es Matz Brinnel, Gegenstände
und Figuren herzustellen. Somit wurde hier das erste Mal in Zöblitz
Serpentinstein bearbeitet und die Grundlage für die
Serpentinsteindrechslerei geschaffen, die jahrhundertelang vielen Zöblitzern
Arbeit und Brot brachte. Dort aber, wo Matz Brinnel den Stein fand, wurde
der erste Serpentinsteinbruch des Ortes errichtet, den man die "Munzgrube"
nannte.
nach: mündlichem Bericht von Max Flath, Zöblitz, an Karl Langer, Zöblitz und
alten Chroniken
Julius
Schmidt zitierte eine Akte aus dem Jahre 1665, die er offenbar selbst
eingesehen hatte. Die Akte soll verloren gegangen sein.
Das
Zitat lautet:
"Der Erfinder hat geheißen Christoph Illigen ist Bergmeister allhier in
Zöblitz gewesen, weil dazumal ein Bergkambt vor Erbauung der Stadt
Marienbergk allhier zum Zöblitz gewest. Dieser Christoph Illigen ist
verstorben in dem 1482ten Jahre hat einen Dienstjungen gehabt hat geheißen
Matz Brinnel der hat diese Serpetin Arbeit auch etwas begriffen und
derselbige bey seinen gantzen Leben sich damit genehrt etc."
Quelle: "Die Wunderblume auf dem Schlettenberg" von Wolfgang Buschmann aus
Zöblitz
Das verschwundene Bergwerk von Thesenwald
Im Jahre 1728 hatten Rutengänger Risse zu
Erzgängen im Thesenwälder Gebirge, das zwischen Zöblitz und Olbernhau liegt,
angegeben, und man hatte einige hundert Gulden aufgewendet, diese Züge
erschürfen zu lassen, um Gewissheit zu haben. Man fing Röschen an, durch die
Gebirge gebrochene Wasserläufe, man trieb einen Stollen Nach den erschürften
Gängen und suchte sogar Gewerken, welche diese Arbeit fortsetzen sollten.
Allein noch fand sich niemand, der bloß auf diese Anzeichen der Rute hin
sich damit einlassen wollte. Nun lebte aber ein Hufschmied zu Neudörfel,
zwischen Ansprung und Olbernhau, den man schon längst
verdächtigte, dass er gegossene Arbeit von einem Metall verfertigte, welches
dem Silber gleich komme. Er leugnete dies aber und wollte niemals
zugestehen, dass er das Metall kenne, welches in seiner Fabrik verfertigt
werde.
Da führte der Zufall im
Jahre 1735 den Richter von Ansprung gerade zu der Zeit in das Haus des
Hufschmiedes, wo er mit Schmelzen beschäftigt war. Er wurde gefragt, was er
schmelze, und gestand, dass er Stückchen von dem im Thesenwalde am Wege
stehenden Felsen abgeschlagen und in den Tiegel geworfen habe, um zu sehen,
was daraus werde. Dies wollte der Richter gerade wissen.
Der Schmied musste sich also
entschließen mitzugehen, um den Felsen zu zeigen.
Augenblicklich wurde von
diesem Wunderstein etwas abgeschlagen, vor die Schmiedeesse in das Feuer
gebracht und zu einem Produkt geschmelzt, das wie Speise, ein Gemenge von
Metallen und Halbmetallen, aussah. Die auf der Saigerhütte gemachte Probe
ergab, dass dieses Produkt 128 Lot Silber und 60 Pfund Garkupfer enthielt.
Um ein Lot Speise zu erhalten, musste man ein Pfund von dem Wunderstein
einschmelzen. Das war ein guter Fund. Tags darauf mutete der Richter
unverzüglich, und zwar gleich geviert Feld. In wenigen Tagen wurden 20
Mutungen beim Bergamt eingelegt. In vier Wochen stieg die Zahl auf 80, und
60 Lehnträger suchten ihr Glück und fast alle auf geviert Feld.
Wenn man die Rute nach
Kupfer und Silber schlagen ließ, war sie merkwürdigerweise fast gar nicht in
die Höhe zu bringen. Man mochte auf dem Gebirge damit hingehen, wohin man
wollte. Was war also sicherer, als dass das ganze Gebirge Silber und Kupfer
sein musste.
Alles lief nun nach dem
Thesenwald, und es wimmelte von Leuten, die Erze in Haufen zusammenbrachten.
Da machte man Proben im kleinen, einige gaben gar kein Gehalt, andere nur
wenige Spuren von Kupfer. Man musste einsehen, dass nicht das ganze Gebirge
aus Erz bestand, sondern nur gewisse graue und braune Nester sich darinnen
befanden, die freilich nicht ganz ohne Silbergehalt waren.
Die schon halbbetrogenen
Eigenlehner und Gewerken verlangten nun ein Probeschmelzen im großen, und es
fand sich ein Schmelzer aus Beierfeld, in dessen Geschicklichkeit die
Gewerke ihre letzte Hoffnung setzte. Die von Freiberg abgeschickten
Hüttenleute mussten zurücktreten und den Fremden alles nach seinem Kopfe
einrichten lassen.
Aber die erste Probe ging
schlecht. Die gestrengen Bergarten konnten nicht zum Fluss gebracht werden.
Durch andere Einrichtungen des Ofens und Gebläßes und Zusetzung anderer
Kiese von Katharinas Fundgrube zu Raschau und von Geyer wurde das Gemenge
zwar In Fluß gebracht, doch fiel nicht mehr Rohstein davon und dieser auch
nicht reicher, als geschehen sein würde, wenn auch ohne Zusatz von
Thesenwälder Gebirgsarten die Katharinaer und Geyerischen Kiese für sich
allein geschmelzt worden würen. Damit war auf einige Zeit das Geschrei vom
Thesenwalde zu Ende, bis im Jahre 1752 sich noch ein Mann aus Bilina in
Böhmen fand, der mit verdoppelter Geschicklichkeit im Schmelzen.
Diese Thesenwälder
Gebirgsarten dennoch mit Vorteil zu Gute machen wollte. Er verlangte die
Erlaubnis zum anlegen eines Ofens. Man erlaubte es ihm auch, aber alles ohne
Erfolg.
So blieb es unentschieden,
ob der Hufschmied durch sein Geständnis nur aus boshafter Absicht die ganze
Umgebung geäfft hatte, was kaum glaublich war, oder ob er, um das Geheimnis
seiner Nahrung zu bewahren, diese Erzgeschrei veranlaßt hatte oder endlich,
ob die geheimnisvolle Macht der Berggeister edles Gestein in unedles
verwandelt hatte, weil ihr Schützling sein Geheimnis ausgeplaudert hatte.
Dies war das Wahrscheinlichste, denn man hatte ja zuerst reiches Silber in
dem Gestein entdeckt.
Aus: Blechschmidt, "Die silberne
Rose", Seite 240-241
Nach Forschungsarbeiten von Lothar Riedel, Chemnitz, war der Thesenwald (
Schreibweise hist.: Thesenwald oder Dösenwald) im 18. Jahrhundert über
viele Jahre hinweg das wohl anziehendste und größte Bergbaugebiet in der
Umgebung Olbernhaus.
Geschürft wurde vorwiegend
auf Silber und Kupfer. Am 20. November 1728 zeichnete Valerius Buchwald den
Gangriss des Thesenwaldes. Er gibt 71 Erzgänge, einen Stollen und drei
Mundlöcher an.
Aus dem Jahre 1730 stammt
eine Akte, nach der den Städten Zöblitz und Lengefeld verordnet wird, ihre
Fassgroschengelder im Thesenwald zu verbauen. Die Freiberger Ausbeutebögen
von 1739 bis 1800 weisen nach, dass auf königlichen Befehl der "Tiefe
Prinz Friedrich Stolln" im unteren Thesenwald angelegt wurde.
Innerhalb von 13 Jahren fuhr man ihn 492 m tief auf.
Die Kunde von den
Silberfunden zog sehr viele Bergleute an. Heinrich von Trebra schrieb dazu:
"... war in Marienberg niemand mehr als Gewerke im Felde zu halten, um auf
vernünftigen und sicheren Wegen durch den Bergbau Reichtum zu suchen. Viele
haben während der Jahre 1728 bis 1752 ihre Barschaft in die Anlegung von
Stolln im Thesenwalde gesteckt. Der Erfolg war dürftig. So endete dies
Abenteuer mit bitteren Enttäuschungen."
Während belegt ist, dass
Marienberger Silbergruben wegen des Thesenwaldes stillgelegt wurden, kann
bis jetzt kein gütiger Nachweis erbracht werden, ob Erze dort gefunden
wurden. Bei Forschungs- und Erkundungsarbeiten konnten die verbrochenen
Stollenmundlöcher des "Eichenbaum- und Prinz- Friedrich- Stollns" und
deren Halden nachgewiesen werden. Im Juli 1983 wurde im ehemaligen oberen
Thesenwald (Rungstocktal) ein weiterer Stollen entdeckt,
befahren und vermessen.
Die erste Sage entstammt
einem "Aufstand vom Thesenwald vom 1./2. August 1728", niedergeschrieben vom
Vizeberg- Meister Conrad Hertwig. Dort wird auf den angeblichen
Fundort der silbernen Zapfen, bei denen es sich um Gediegen Silber gehandelt
haben kann, hingewiesen: "Alß ich die Schürffe im Dehsenwald besuchet,
referirte mit Valerio Buchwald, Daniel Baltauf, und Gottlieb Schönherr, wie
dass ein alter Mann auß der Sorgau zu ihnen gekommen, da Sie gleich einen
Schurf ohnweit dem Brunnen gesezt, und gesagt: iezo werdet ihr bald
ans rechte Orth kommen.... Da sind zweene gelbe Zapffen rauß gewachsen..."
Jeremias Metzler ist 1634-1642 als Pastor von Zöblitz nachweisbar.
Die zweite Sage hat ihren Ursprung in den Aufzeichnungen des berühmten
Marienberger Bergmeisters Heinrich von Trebra. In der Überlieferung ist der
Originaltext ergänzt und verändert worden.
Quelle: "Die Wunderblume
vom Schlettenberg" von Wolfgang Buschmann, Zöblitz